Gesund oder Krank?

Welche Merkmale zeigen gesunde Schafe und Ziegen?
Um Erkennen zu können, ob Tiere krank sind, müssen die Grundwerte gesunder Schafe und Ziegen bekannt sein. Rassebedingte Unterschiede sind dabei zu beachten!
Wichtige Normwerte für Schafe und Ziegen:
Schaf | Ziege | |
Innere Körpertemperatur (IKT) | 38,5 - 39,5 °C | 38,3 - 30,0 °C |
IKT - Lämmer/Kitze | 38,5 - 40,0 °C | 38,5 - 39,5 °C |
Puls - erwachsenes Tier | 60 - 80 Schläge/min | 60 - 80 Schläge/min |
Puls - Jungtiere bis 1 Jahr | 80 - 96 Schläge/min | 80 - 100 Schläge/min |
Puls - Lämmer/Kitze | 100 - 116 pro min | 100 - 120 pro min |
Atemfrequenz - erwachsenes Tier | 16 - 30 Atemzüge/min | 10 - 30 Atemzüge/min |
Atemfrequenz - Lämmer/Kitze |
20 - 40 | 20 - 40 |
Die Körpertemperatur ist ein wichtiger Hinweis, ob das Tier gesund ist. Eine erhöhte Temperatur um wenige Zehntel bei extremer Witterung im Sommer ist physiologisch, ist jedoch ein Zeichen dafür, dass sich der Organismus unter Stress befindet und versucht, die Temperatur ausgzugleichen. Generell ist die Kältetoleranz von Schafen und Ziegen höher als die Wärmetoleranz. Ab ca. 1°C Temperaturerhöhung spricht man von einem geringgradigen Temperaturanstieg, 1-2°C höher als die oberste Grenze ist ein Zeichen dafür, dass das Tier mittelgradiges Fieber aufweist.
Bei 2-3°C Körpertemperaturerhöhung befinden sich die Tiere in abosoluter Lebensgefahr. Der Tierarzt ist so rasch als möglich beizuziehen. Schafe und Ziegen – und vor allem Lämmer und Kitze – weisen natürlicherweise schon höhere Körpertemperaturen auf als andere Tierarten. Die Toleranz bei einem Anstieg der Körpertemperatur liegt aber nicht höher als bei anderen Säugetieren.
Fieberhafte Zustände in einem Temperaturbereich von ca. 41,0 – 41,5°C sind vor allem bei Lämmern lebensbedrohlich und sind absolut ernst zu nehmen!
So erkennen Sie Krankheitsanzeichen

Welche Merkmale zeigen gesunde Tiere?
Um beurteilen zu können, ob Tiere gesund oder bereits erkrankt sind, ist es wichtig zu wissen, welche Merkmale ein gesundes Tier zeigt. Lernen Sie, wie man in einfachen Schritten am Tier erkennen kann, welche Veränderungen zu erkennen sind!
VERHALTENSÄNDERUNGEN BZW. VERÄNDERUNGEN AN HAARKLEID, HAUTOBERFLÄCHE, HORNANHANGSGEBILDEN UND NÄHRZUSTAND (ABB.1) SIND WICHTIGE HINWEISE FÜR DEN TIERARZT, UM ZU EINER DIAGNOSE ZU KOMMEN.
Tierärzte verwenden ein einfaches Untersuchungsschema, das zu einer raschen Diagnose führt. Man spricht vom “Untersuchungsgang”. In diesem wird das Tier von vorne bis hinten nach krankhaften Anzeichen untersucht, sämtliche Symptome, die von der Norm abweichen zusammengefasst, um schließlich zu einer Diagnose zu kommen.
Einige Elemente des Untersuchungsganges sind auch wichtig für Tierhalter! Sind Tiere erkrankt, ist es wichtig, einschätzen zu können, ob tierärztliche Hilfe geleistet werden muss bzw. wenn dies notwendig ist, ist es wichtig für den Tierarzt eine möglichst genaue Vorgeschichte der Erkrankung zu erhalten.
Wenn am Telefon bereits durchgegeben wird, dass das Tier Fieber hat (Temperatur messen) bzw. welche genauen Symptome erkennbar sind, kann der Tierarzt besser entscheiden, ob es sich um einen Notfall handelt bzw. in welche Richtung die Erkrankung geht.
Der Untersuchungsgang
Ein vereinfachtes System des Untersuchungsganges muss der Tierhalter beherrschen, um beurteilen zu können, ab wann ein Tier krankhafte Symptome zeigt bzw. sich noch normal verhält.
Im wesentlichen stützt sich die Untersuchung eines Schafes oder einer Ziege auf 3 Sinne:
- Sehen, Beobachten (=ADSPEKTION)- das Verhalten oder die Körperhaltung der Tiere sind auf Veränderungen zu beobachten, sichtbare Veränderungen näher zu betrachten
- Hören (AUSKULTATION) – Veränderungen wie Keuchen, Husten, Zähneknirschen, Stöhnen, etc. sind bei guter Beobachtung rasch erkennbar. Auch Pansen bzw. Darmgeräusche sind ohne Stethoskop bei Auflegen des Ohrs an die Bauchdecke hörbar
- Fühlen, Betatsten (PALPATION) – die Konsistenz von Schwellungen und Umfangsvermehrungen bzw. heiße Körperstellen sind nur durch Betasten erkennbar
Um keine Symptome, die wichtig sind zu vergessen oder zu übersehen müssen bestimmte Schritte eingehalten werden, die im folgenden zusammengefasst und beschrieben werden. Zu jedem Untersuchungsschritt haben wir die Eigenschaften gesunder Tiere angeführt. Abweichungen von diesen Eigenschaften (egal ob Steigerung oder Verminderung zeigen ein krankhaftes Geschehen.
1. Allgemeinverhalten, Körperhaltung
GESUNDE TIERE SIND “RUHIG UND AUFMERKSAM”, JUNGTIERE “LEBHAFT UND AUFMERKSAM”, DIE KÖRPERHALTUNG SOLL “OHNE BESONDERHEITEN” DER RASSE ENTSPRECHEND SEIN.
2. Ernährungszustand
GESUNDE TIERE SIND “GUT” GENÄHRT. FESTGESTELLT WIRD DER NÄHRZUSTAND AN DER KRUPPE. DIE KNÖCHERNE GRUNDSTRUKTUR SOLLTE ERKENNBAR SEIN, DIE KNOCHEN MÜSSEN GUT ABGEDECKT SEIN. MILCHRASSEN SIND GENERELL SCHLANKER ALS FLEISCHRASSEN. DIES IST IN DIE BEURTEILUNG EINZUBEZIEHEN.
Als gutes Maß zur Beurteilung des Nährzustandes ist der sogenannte “Body condition score”. Hier wird im Bereich der Kruppe die Bemuskelung und Fettabdeckung des Tieres geprüft. (siehe Abb.2-4 – klicken Sie auf das pdf-Dokument im Anhang, um eine vergrößerte Darstellung zu erhalten). Muttertiere von Milchrassen sollten im Durchschnitt einen Score von 2-3 aufweisen, Fleischrassen einen Score von 3 (Abb.3). Masttiere sollten einen Bodyscore von 3-4 erreichen. Auch Lämmer sollten innerhalb der ersten Tage einen Score von über 2 (Abb.2) erreichen.
3. Haarkleid, Hautoberfläche, Hautelastizität und Hauttemperatur
HAARKLEID: SCHAF: “DER RASSE ENTSPRECHEND”, ZIEGE: “GLATT,GLÄNZEND,ANLIEGEND”.
DIE HAUTOBERFLÄCHE SOLLTE GLATT UND GESCHMEIDIG SEIN, DIE HAUTELASTIZITÄT MUSS “ERHALTEN” SEIN, DIE HAUTTEMPERATUR SOLLTE “REGELMÄSSIG VERTEILT” SEIN.
Das Wollkleid muss bei Schafen gestapelt und mit der rassetypischen Fettabsonderung versehen sein. Beim Betasten der Wolle werden die Finger fettig. Ziegen sollten glänzendes Fell aufweisen, der Glanz kann durchaus im Winter durch die Winterbehaarung geringer sein als im Sommer, sollte jedoch nie struppig, trocken und aufgestellt sein.
Die Hautelastizität überprüft man bei der Ziege am Hals (Übergang 2. zum 3. Drittel), indem man eine Hautfalte hochzieht und beobachtet, wie schnell diese wieder verstreicht. Beim Schaf ist dies aufgrund der Bewollung nicht möglich, hier prüft man die Elastizität am oberen Augenlid, indem man hier eine Hautfalte hochzieht. Verstreichen die Hautfalten verzögert oder gar nicht, spricht das für eine Austrocknung des Körpers!
Die Hauttemperatur lässt sich ebenfalls einfach feststellen, man beginnt bei behornten Ziegen an den Hörnern: man streicht vom Ansatz bis zur Spitze der Hörner und vergleicht die Temperatur, danach wird an den Ohren gleich verfahren. Dann streicht man vom seitlichen Kopf beginnend mit dem Handrücken entlang des Körpers bis zum Körperende (wellenförmige Bewegung – von oben nach unten). Danach streift man wieder vergleichend mit beiden Händen die Beine hinab bis zu den Klauen, umfasst diese und beurteilt die Temperatur der Klauen. Bei bewollten Schafen kann die Hauttemperatur nur bedingt gefühlt werden, da die Wolle Temperaturänderungen verbirgt. Man beginnt aber gleich wie bei der Ziege an den Hörnern bzw. bei hornlosen Rassen bei den Ohren und überprüft die Temperatur der Klauen.
Physiologischer Weise sind die abstehenden Teile des Körpers wie Ohren, Nasen, Zitzenspitzen und Klauen kühler als der Rumpf. Sind diese Akren vermehrt warm, kann dies ein Zeichen für einen entzündlichen Prozess sein (z.B.: vermehrt warme Klauen: Verdacht auf Klauenrehe).
4. Innere Körpertemperatur, Puls
DER PULS SOLLTE „REGELMÄSSIG” SEIN, DAS GEFÄSS SOLLTE „GUT GEFÜLLT UND GESPANNT” SEIN.
IKT | Puls | |
Lamm |
38,5-40,0 | 100-116 |
Jährling | 38,5-39,5 | 80-96 |
Schaf | 38,5-39,5 | 60-80 |
IKT | Puls | |
Kitz | 38,5-39,5 | 100-120 |
Jährling | 38,3-39,0 | 80-100 |
Ziege | 38,3-39,0 | 60-80 |
Der Puls wird an der Innenseite des Oberschenkels gemessen. Entlang des Oberschenkelknochens greift man mit den vier Innenkuppen der Finger leicht auf die Haut. Man spürt dann Gefäßstränge, wenn man leicht nach vor und zurückstreicht. Hat man die Gefäße aufgefunden, wird ganz leicht an die Haut angedrückt, bis man ein Pochen spürt. Drückt man zu fest, wird das Pochen wieder unterdrückt, man muss den Druck dann senken. Es werden immer die Pulsschläge von 15 Sekunden abgezählt und dann mit 4 multipliziert. So erhält man die Pulsschläge pro Minute.
5. Atmung
Die Atmung sollte immer im Ruhezustand und an der rechten Flanke von hinten beobachtet werden. So erkennt man am besten, wie das Tier atmet. Man zählt immer die Hebung der Bauchdecke mit. Pro Minute sind je nach Alter des Tieres durchschnittlich 20-40 (Jungtiere, Lämmer, Kitze) bzw. 16 – 30 Atemzüge bei ausgewachsenen Schafen und 10-30 Atemzüge bei Ziegen zu erkennen. Bei hohen Außentemperaturen kann die Frequenz erhöht sein.
6. Augen-, Nasen-, Maulregion mit Schleimhäuten
DIE SCHLEIMHÄUTE GESUNDER TIERE SIND „BLASSROSA”, DIE SCHLEIMHAUT DER NASENINNENSEITE „ROSAROT”.
Bei der Untersuchung der Augen betrachtet man die Lidstellung bzw. ob das dritte Augenlid vorgefallen ist. Man achtet auf Schwellungen an den Augen und auf etwaigen Ausfluss. Gesunde Schafe und Ziegen zeigen gut geöffnete Augen, das dritte Augenlid ist bei normaler Betrachtung nicht erkennbar, die Schleimhaut ist blassrosa und die Lidbindehäute quellen nicht hervor. An den nasalen Augenwinkeln ist bestenfalls eine kleine Schmutzkruste bzw. gar kein Ausfluss erkennbar.
Die Nasenöffnungen sollten sauber und trocken sein, die Schleimhaut unpigmentierter Nasenlöcher ist rosarot. Die Tiere sollten keinen Nasenausfluss aufweisen.
Bei der Betrachtung der Maulgegend ist auf Fehlstellung der Zähne zu achten, auf etwaigen Futterbrei, der sich noch im Maul befindet bzw. ist die Zunge vorsichtig herauszuziehen und auf Veränderungen zu untersuchen. Die Untersuchung des Mauls sollte in jedem Fall erfolgen, wenn das Tier kein Futter mehr aufnimmt, um Fremdkörper, Verletzungen oder Schlundverstopfungen ausschließen zu können. Bei Verdacht auf eine Schlundverstopfung muss unbedingt die Halsgegend untersucht werden. Weiterführende Untersuchungen sind vom Tierarzt durchzuführen.
Kommt Ausfluss an den Augen- oder Nasenschleimhäuten vor, ist darauf zu achten ob dieser beidseitig oder nur einseitig ist. Dies kann Hinweise darauf geben, ob es sich um ein lokales oder um ein generelles Problem handelt.
Außenparasiten (Ektoparasiten)
Zu den wichtigsten Außenparasiten von Schafen und Ziegen gehören einerseits Räudemilben und Schaflausfliegen, die sehr häufig vorkommen. Auf der anderen Seite sind auf den Tieren auch Flöhe, Haarlinge, Läuse oder auch Zecken zu finden. Befall mit Außenparasiten ist meist mit Veränderungen des Wollkleides bzw. mit Juckreiz verbunden.
Die wichtigsten Symptome bei Verdacht auf Außenparasitenbefall lassen sich kurz zusammenfassen:
- Juckreiz, Scheuern
- Unruhe der Tiere
- Leistungsrückgang durch verminderte Futteraufnahme (durch Unruhe, Juckreiz)
- Haar-/Wollausfall
- Stumpfes Haarkleid
- Trockene Wolle
- Schuppenbildung
- Pusteln, Ekzeme, nässende Haut
- Parasiten oft mit freiem Auge zu erkennen: z.B.: Schaflausfliegen, Zecken
- Blutarmut (manche Außenparasiten sind Blutsauger)
Im nachfolgenden Folder im Downloadbereich sind die wichtigsten Außenparasiten bei Schaf und Ziege zusammengefasst. Darüber hinaus werden die Außenparasiten auch im Parasitenbekämpfungsprogramm beschrieben.
Das LFI Österreich hat in Bezug auf Parasitenkunde eine Parasitenbroschüre in Zusammenarbeit mit namhaften Spezialisten herausgegeben, die vom LFI für eine geringe Druckkostenpauschale erworben werden können (siehe: Link zum LFI).
Innenparasiten (=Endoparasiten)
Unter den sogenannten Innenparasiten versteht man sämtliche Parasiten, die im Inneren des Körpers von Schafen und Ziegen parasitieren. Am häufigsten treten beim kleinen Wiederkäuer Magen-Darm-Würmer (Rund-, Haken-, Bandwürmer), Leberegel und Lungenwürmer auf. Leitsymptome für Innenparasitosen sind Abmagerung und immer wiederkehrende Durchfälle bei den Tieren.
Im Parasitenbekämpfungsprogramm des Tiergesundheitsdienstes sind alle wichtigen Parasiteninfektionen beschrieben.
Die wichtigsten Symptome bei Verdacht auf Endoparasitenbefall der Tiere sind:
- Leistungsrückgang der Herde (Mastleistung) bei meist gutem Appetit
- Wechselnde Kotkonsistenz (Durchfall-Normalkot)
- Blasse Schleimhäute (Blutmarmut)
- Abmagerung, Mattigkeit
- Ödeme im Kehlgangsbereich (Flaschenhals)
- Husten (bei Lungenwurmverdacht, während Körperwanderung anderer Wurmlarven)
- Todesfälle bei starkem Befall
Im untenstehenden Downloadbereich finden Sie eine Aufstellung der wichtigsten Innenparasiten bei Schafen und Ziegen mit einer kurzen Beschreibung der Symptome und der Prophylaxemaßnahmen bei Innenparasitenbefall.
Parasiten beim kleinen Wiederkäuer - Management und Bekämfpung
Nachfolgen können Sie den Vortrag von Dr. Schoder, TGD Oberösterreich anlässlich des Flachgauer Schafhalterstammtisches vom 26. Februar 2011 downloaden.
Die Trächtigkeitstoxikose – Eine Stoffwechselerkrankung des trächtigen Mutterschafes.
Das Krankheitsbild der Trächtigkeitstoxikose ist vor allem bei Fleischrassen mit Mehrlingsträchtigkeiten bekannt.
Die Trächtigkeitstoxikose ist auch noch unter folgenden Bezeichnungen bekannt: – Gestationsketose – Twin lamb disease – Trächtigkeitsketose
Im Gegensatz zur Ketose bei Rindern und Milchziegen erkranken Schafe nicht erst einige Wochen nach der Geburt, sondern bereits in der Phase der Hochträchtigkeit bis kurz nach der Geburt. In diesen Fällen besteht demnach nicht nur unmittelbare Gefahr für das Muttertier, sondern auch für die Frucht. Laut Bostedt/Dedié (1996) verteilen sich die beobachteten Krankheitsfälle zu ca. 75 % auf den Zeitraum vor der Geburt und lediglich ca. 25 % der Ketosefälle treten kurz nach bzw. während der Geburt auf.
Wodurch wird die Krankheit begünstigt?
Es wurde lange angenommen, dass bei einer unausgewogenen Energieversorgung der Muttertiere während der Trächtigkeit (insbesondere der Hochträchtigkeitsphase) die Tiere an die Grenze der Leistungsfähigkeit stoßen lässt und so ihr Kompensationsvermögen (meist durch langjährige Leistungsbeanspruchung) ausgeschöpft wurde. Als Folge ist mit einer Gestationsketose zu rechnen. Man sah in einer absoluten Unterversorgung mit Nährstoffen die Ursache der Trächtigkeitstoxikose. Begründet wurde diese Annahme unter anderem darin, dass bei mehrlingsträchtigen Schafen durch den großen Raumbedarf der Früchte nur mehr ein reduziertes Volumen im Verdauungstrakt vorhanden ist, welches ein verringertes Futteraufnahmevermögen nach sich zieht. Dies wurde aber durch Beobachtungen widerlegt, die gezeigt haben, dass vor allem unauffällige Tiere mit einem durchschnittlichen bis sehr guten Ernährungszustand betroffen sind. Gerade eine zu hohe Energieversorgung und Fettansatz während der Frühträchtigkeit, Stress, sowie nasskaltes Wetter in der Hochträchtigkeit begünstigen die Krankheit. Untersuchungen haben überdies gezeigt, dass eine gewisse genetische Disposition besonders beim Deutschen schwarzköpfigen Fleischschaf, aber auch bei anderen Fleischrassen die Krankheit begünstigt.
Hypothermie und Hypoglykämie bei neugeborenen Lämmern

Unter dem Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom von neugeborenen Lämmern versteht man die Unterkühlung von Lämmern aufgrund von Energiemangel nach der Geburt.
Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom
Unter neonataler Hypothermie versteht man einen mitunter lebensbedrohlich werdenden Wärmeverlust bei neugeborenen Lämmern.
Nach der Geburt stehen dem Lamm bei optimaler Versorgung der Mutter während der Trächtigkeit ca. 16 bis 18 Stunden körpereigene Fettreserven, die verbrannt werden, zur Wärmeproduktion und somit zur Lebenserhaltung zur Verfügung.
Im fetalen Körper wird nämlich während der Trächtigkeit sogenanntes braunes Fett gebildet, das mit Hilfe von Sauerstoff zu Energie umgewandelt werden kann. Zum Start dieser Reaktion benötigt das Lamm jedoch auch Energiezufuhr von außerhalb – in Form von Kolostrum. Bei adäquater Ernährung des Muttertiers im letzten Trächtigkeitsdrittel verfügt das Lamm über ausreichend Fettreserven, um die ersten Stunden überleben zu können, diese Reserven müssen aber wie bereits erwähnt durch Kolostrumaufnahme erst mobilisiert werden.
Das braune Fett wird innerhalb der ersten Lebensstunden aufgebraucht, deshalb muss eine anhaltende Energieversorgung sichergestellt werden. Dies erfolgt natürlicherweise durch kontinuierliches Säugen von Milch.
IN DEN ERSTEN 2 LEBENSSTUNDEN KANN MAN ZWISCHEN 10 BIS 12 SAUGAKTE BEOBACHTEN!
Deshalb sollte ein Lamm, das von der Mutter verstoßen wurde in den ersten Lebensstunden mindestens 8 x anhalten bzw. am ersten Tag mindestens alle 2 Stunden mit 50 ml Kolostrum versorgen.
Leitsymptom – Durchfall
Durchfall kann viele Ursachen haben. Zu spät erkannte Durchfallerkrankungen bei Lämmern und Ziegenkitzen können verheerende Auswirkungen haben und führen bei starkem Flüssigkeitsverlust zu raschem Verfall der Jungtiere.
Man unterscheidet infektiöse und nicht-infektiöse Durchfallsursachen. Häufig beobachtet man auch Mischinfektionen. In der folgenden Auflistung möglicher Ursachen wird auf die unterschiedlichen Altersphasen eingegangen. Die Liste stellt eine Aufzählung der Krankheitsursachen dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ursachen für Durchfälle, die v.a. in der ersten Lebenswoche auftreten:
- Clostridien Typ B (Lämmerdysenterie)
- E.coli-Infektionen (Colibazillose)
- Salmonelleninfektionen
- Septikämische Form der Listerienerkrankung
- Rotaviren
- Kryptosproridien
- Coronaviren ab dem 3. LT)
- Spulwürmer
Mögliche Durchfallsursachen, die in der 2. Lebenswoche gehäuft vorkommen:
- Clostridien Typ B (Lämmerdysenterie)
- Colibazillose
- Salmonelleninfektionen
- Septikämische Form der Listerienerkrankung
- Rota-Corona-Infektionen und Kryptosporidien
Durchfälle in der 3. bis 4. Lebenswoche haben meist folgende Ursachen:
- Akute Kokzidien-Infektion
- Kupfervergiftung (Milchaustauscher vom Kalb!)
- Lämmerdysenterie / Clostridieninfektion (Toxin von Cl. perfringens Typ D)
Ab dem 2. Lebensmonat kann man hauptsächlich folgende Ursachen für Durchfallerkrankungen verantwortlich machen:
- Clostridien-Infektionen (akuter Verlauf!!!)
- Kokzidien-Infektionen (chronisch)
- Parasiteninfektionen
- Adeno-, Reoviruserkrankung (meist mit Lungenentzündung als 2. Symptom!!!)
- Salmonelleninfektionen
- Campylobacter–Darmentzündung („Weaner colitis“)
- Kupfervergiftung
Durchfallsursachen bei älteren Lämmern / Ziegenkitzen nach dem 3. Lebensmonat:
- Nur bei Ziegen: Kokzidieninfektionen bis zum 4. L.-Mon.
- Parasiteninfektionen
- Fütterungsfehler
- Pansenfäule, Pansenalkalose zwischen 5. – 9. Mon.
- Kupfervergiftung
- Kobaltmangel
- Salmonellen
Leitsymptom – Lebensschwäche/plötzlicher Tod
Die Ursache lebensschwach geborener Lämmer oder Ziegenkitze ist meist bereits beim trächtigen Muttertier bzw. in unmittelbarer Nähe zum Geburtsverlauf zu suchen.
Oftmals werden Milchmangel oder Eutererkrankungen beim Muttertier übersehen, was zu einem regelrechten Verhungern der Jungtiere führen kann. Auch Infektionskrankheiten während der Trächtigkeit können erhebliche Spätfolgen haben – indem die Frucht entweder abstirbt bzw. lebensschwache Jungtiere geboren werden.
Schließlich wirken sich auch Mangelerscheinungen beim Muttertier während der Trächtigkeit auf die Entwicklung der Embryonen aus.
BEI GEHÄUFTEM AUFTRETEN VON AKUTEN TODESFÄLLEN – V.A. WENN AUCH MUTTERTIERE BETROFFEN SIND – DARF NIEMALS VERGESSEN WERDEN, DASS ES SICH UM EINE ANZEIGEPFLICHTIGE TIERSEUCHE HANDELN KÖNNTE (SIEHE LINK)! DER TIERARZT IST SO RASCH ALS MÖGLICH ZU VERSTÄNDIGEN!!!
Lebensschwäche bzw. Tod in den ersten Lebensstunden oder unmittelbar während der Geburt:
- Sauerstoffmangel bei Geburtshindernissen/Schwergeburt
- Unreife und Untergewicht des Lammes (Frühgeburt)
- Missbildungen von Lamm/Kitz
- Leberriss bei schweren Lämmern(ev. durch Geburtstrauma)
- Geburtstrauma (Knochenbrüche, Wirbelsäulenverletzungen,…)
- Trächtigkeitstoxikose des Mutterschafes
- Mangelzustände im Mineralstoffbereich (Selen, Kupfer, Jod)
- Plazentainsuffizienz
- Infektionen der Gebärmutter
- Border-Disease
- Abortuserreger-Infektionen des Muttertiers
- Umweltfaktoren (Witterungsverhältnisse)
Tod bzw. Lebensschwäche tritt am ersten Lebenstag ein:
- Spätfolge des Sauerstoffmangels bei der Geburt
- Hypoglykämie-Hypothermie-Komplex u./o. Milchmangel des Muttertiers (=Neonatales Hypothermie-Syndrom)
- Unreife des Lamms und Milchmangel
- Lebensschwäche infolge von Infektionen
- Border Disease
- Lebensschwäche infolge Mangelerkrankung (z.B.:Se, Cu,…)
- Missbildungen des Jungtiers (z.B.: Herzfehler, Missbildungen am Darm,…)
Alle bisher genannten Ursachen treten auch in der ersten Lebenswoche als Spätfolge noch auf, zusätzlich dazu ist an die folgenden Infektionskrankheiten zu denken, wenn die Jungtiere ganz plötzlich sterben, ohne dass man vorher deutliche Symptome sieht. Man spricht von einem perakutem Tod:
- Clostridium perfringens Typ B (Enteritis – kommt selten vor in Österreich)
- Clostridium perfringens Typ C (Entereocolitis)
Ab dem 2. – 3. Lebensmonat können vor allem bei gut genährten (v.a. Mastlämmern, ev. mit frischem Weidegang) oder völlig unauffälligen Jungtieren plötzliche Todesfälle auftreten. Hier kann man in erster Linie an folgende Ursachen denken:
- Breinierenerkrankung (Clostridium perfringens Typ D mit Toxinbildung)
- Kreislauf / Herzversagen aufgrund Selenmangels
- Akute Vergiftungen
- Enterotoxämie bei Ziegen (meist ab 3. Lebensmonat, durch Clostridieninfektionen)
- Akuter Schafrotz (Pasteurellosen)
Links:
Auswirkungen von Umwelteinflüssen in den ersten 72 Lebensstunden
Bewegungsstörungen/Zentralnervöse Erscheinungen
Unkoordinierte Bewegungen, staksiger Gang, unnatürliche Kopf- und/oder Körperhaltungen der Jungtiere weisen auf Erkrankungen des Bewegungsapparates oder des Nervensystems hin.
Verläuft die Erkrankung mit Fieber sind Infektionserreger in Betracht zu ziehen. Bei annähernd normaler Körpertemperatur sind auch Spurenelement- oder Vitaminmängel und Stoffwechselstörungen in Betracht zu ziehen.
ZNS-Symptome bzw. Störungen des Bewegungsapparates in der ersten Lebenswoche:
- Akuter kongenitaler Selenmangel
- Tetanus – akuter kongenitaler Kupfermangel
- Kongenitaler Vitamin-B-Mangel
- Bakterielle Gehirnhautentzündung
- Verletzungen durch Stöße
ZNS-Symptome bzw. Störungen des Bewegungsapparates in der 2. bis 3. Lebenswoche:
- Kupfermangel
- Akuter kongenitaler Vitamin-B-Mangel
- Akuter Magnesium-Mangel (Krämpfe)
- Clostridien-Enzephalomalazie
- Tetanus
- Listerieninfektion
- Bakterielle Gehirnhautentzündung
- Gehirn-Rückenmarks-Abszeß (Schwanzkupieren!)
- Verletzungen durch Stöße – Vergiftungen (Amprolium, Blei, …) – selten!
Zentralnervöse Ausfallserscheinungen ab der 3. Lebenswoche:
- CAE bei Ziegenkitzen
- Salmonellen
- Septikämische Form der Listerienerkrankung
- Kupfermangel
Bewegungsstörungen im 2. Lebensmonat:
- Chronischer Kupfermangel (enzootische Ataxie)
- Rachitis (mit Verformungen der Röhrenknochen)
- Bewegungsstörungen und zentralnervöse Ausfallserscheinungen bei älteren Lämmern / Ziegenkitze (ab ca. 3 Monaten:
- Pansenazidose
- Ca-Mangel (intensive kraftfutterbetonte phosporreiche Mast)
- Magnesium-Mangel (v.a. in der Milchmast)
- Chronischer Kupfermangel (bis 4 Mon. alte Lämmer)
- CCN (= Sternguckerkrankheit, Vitamin-B-Mangel)
- Chronischer Kupfermangel (= enzootische Ataxie)
- Listeriose (v.a. bei Silagefütterung)
Lippengrind beim kleinen Wiederkäuer – was ist das?
Lippengrind ist eine hochansteckende, weltweit vorkommende pockenartige Erkrankung beim kleinen Wiederkäuer.
Synonyme für Lippengrind:
- Ecthyma contagiosum
- Contagious ecthyma
- Orf
- Contagious pustular dermatits
Lippengrind ist gekennzeichnet durch die Ausbildung von zuerst kleinen Bläschen, die bald zu Pusteln und Papeln werden mit krustenartigen Auflagerungen und vor allem an den Mundwinkeln, im Nasenbereich und im Bereich der Augenwinkel zu finden sind.
Sind Lämmer von Lippengrind betroffen, findet man auch hin und wieder Veränderungen an den Zitzen der dazugehörigen Muttertiere. An der Basis der Zitzen entstehen dann ebenfalls Pusteln und Krusten, unter denen die Haut entzündet ist. Oft verkompliziert sich eine Lippengrindinfektion bei den Muttertieren durch sekundäre Infektionen und Mastitiden (Euterentzündungen) können entstehen.
Lippengrind verursacht diese Veränderungen aber nicht nur am Kopf, sondern es kommen insgesamt folgende 4 Verlaufsformen der Erkrankung vor:
- Lippenform
- Fußform
- Genitale Form
- Maligne (bösartige) Form
Im Normalfall heilen die Hautveränderungen innerhalb weniger Wochen problemlos ab, oft kommt es jedoch bei Ausbruch der Krankheit in der Herde zu massiven Verlusten bei den Lämmern, weil diese durch die schmerzhaften Veränderungen an den Lippen und Nasen nur mehr schlecht bis gar nicht mehr trinken, an den Zitzen betroffene Muttertiere die Lämmer nicht säugen lassen und durch Sekundärinfektionen die Tiere noch zusätzlich geschwächt werden.
Lippengrind ist eine Zoonose, das heißt, die Krankheit ist auch auf den Menschen übertragbar. Beim Menschen sind dann vor allem Hände und Finger betroffen. Die Erkrankung zeigt sich in schmerzhaften Ekzemen und Pusteln, die aber nach wenigen Wochen abheilen.
Pseudotuberkulose
Pseudotuberkulose – Was ist das?
Die ansteckende, chronisch verlaufende Erkrankung wird verursacht durch ein Bakterium, das verkäsende Schwellungen entlang der Lymphbahnen mit sich zieht.
Synonyme:
- Lymphadenitis caseosa
- Verkäsende Lymphadenitis
- Caseous lymphadenitis
Die Erkrankung ist in südlichen Ländern gefürchtet wegen der Leistungseinbrüche der Tiere und der schlechten Therapierbarkeit bei zu spätem Erkennen der Krankheit.
Charakteristisch für die Pseudotuberkulose is eine chronische, ansteckende Entzündung der Lymphgefäße und Lymphknoten. Betroffen sind vor allem die Hautlymphknoten und –gefäße. Es gibt jedoch auch eine Organform, bei der Organlymphknoten (z.B.: in Lunge oder Leber) betroffen sind. Diese Entzündungen zeigen sich in Form von Vergrößerungen der Lymphknoten. Die Entzündungsherde entwickeln sich zu Abszessen, die dann von Zeit zu Zeit aufbrechen können und dickrahmigen (Ziege) bis krümeligen (eher beim Schaf) Eiter entleeren. Dieser Eiter enthält große Mengen an Krankheitserreger und andere Tiere in der Herde können sich daran anstecken.
Warum ist es wichtig für meine Herde, sie vor Pseudotuberkulose zu schützen?
Pseudotuberkulose kann in wärmeren Regionen zu erheblichen Ausfällen führen. Bei uns in Österreich stellt diese Erkrankung hauptsächlich ein lästiges Hygieneproblem in der Herde dar. Es kommt allerdings auch zu Leistungseinbußen – v.a. bei Ziegen – in Form von chronischer Abmagerung und Beanstandungen bei der Fleischbeschau von Schlachtkörpern. Sehr selten kommt es zu Todesfällen, v.a. wenn Organlymphknoten befallen sind. Auch die Euterlymphknoten können betroffen sein, was zu Abszess-Herden im Euter führen kann.
Wenn ich Abszesse am Tier feststelle, handelt es sich immer um Pseudotuberkulose?
Wenn an anderen Körperstellen als dort, wo sich die Lymphknoten in der Nähe befinden auftauchen, ist davon auszugehen, dass es sich um ein anderes Krankheitsgeschehen handelt. Oft bleiben kleine Verletzungen unbemerkt, schließen sich bald danach wieder und unter der Hautoberfläche „brodelt” der Erreger weiter, bis eine Eiteransammlung entsteht.
An welche anderen Ursachen muss ich noch denken, wenn ich Schwellungen im Bereich der Lymphknoten finde?
ES KÖNNEN AUCH ANDERE EITERERREGER, WIE Z.B. STREPTOKOKKEN UND STAPHYLOKOKKEN AN DER ABSZESSBILDUNG BETEILIGT SEIN.
Auch Rhodococcus equi (ein Bakterium, das hauptsächlich bei Pferden vorkommt) verursacht bei Schafen und v.a. Ziegen ein ähnliches Krankheitsbild als das von Pseudotuberkulose – der Verlauf ist aber schwerer als bei Pseudotuberkulose!
Treten verkäsende Abszesse v.a. in den Organlymphknoten auf muss unbedingt ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um die eigentliche Tuberkuloseerkrankung (Erreger = Mykobakterium bovis) handelt.
Aktinobazillose am Ohrgrund wird auch oft mit Pseudotuberkulose verwechselt.
Wodurch wird Moderhinke verursacht?
Moderhinke ist eine multifaktorielle, hochansteckende Klauenerkrankung, die von Bakterien verursacht wird und weltweit bei allen Schafrassen vorkommen kann.
Welche Erreger verursachen Moderhinke?
Bei der Entstehung der Erkrankung wirken meist mehrere Faktoren zusammen, die schlussendlich zu einem Ausbruch der Krankheit führen. Schlechte oder keine Klauenpflege begünstigen das Eindringen der Krankheitserreger. Im wesentlichen sind jedoch 2 Bakterienarten hauptverantwortlich für das Entstehen der Krankheit:
1. Primärerreger:
Dichelobacter (=Bacteroides) nodosus:
Dicelobacter nodosus ist ein Stäbchenbakterium, das sich unter Luftabschluss vermehrt. An der Luft stirbt es sehr rasch ab. Es gibt mehrere Typen (9 Gruppen) bzw. ca. 19 Serovare dieses Erregers, die die Klauen über lange Zeit besiedeln können und von unterschiedlicher Aggressivität sind. Folgende Eigenschaften sind für diesen Erreger charakteristisch:
- Gramnegatives, anaerobes Bakterium, d.h.: außerhalb des Tierkörpers an der Luft rasches Absterben (innerhalb 30 Tage), in Schrunden der Klauenlederhaut und Hornspalten: Überleben bis zu 2 Jahren möglich
- Optimale Überlebenstemperatur: Der Keim weist bei ca. 10°C erhöhte Aktivität auf und wird bei Temperaturen unter 2°C inaktiv, stirbt aber dabei nicht ab
- Wirkt gewebsauflösend: D. nodosus bildet gewebsauflösende Substanzen und dringt so in die Klauenlederhaut ein, schädigt diese und es kommt zu vermehrtem Hornzerfall, die oberen Hornschichten werden weich
2. Sekundärerreger:
Fusobacterium necrophorum:
Dieser Keim tritt erst dann in das Krankheitsgeschehen ein, wenn das Gewebe von Dichelobacter nodosus vorgeschädigt worden ist. Fusobacterium necrophorum kommt überall im Boden und im Kot der Tiere vor und tritt bei Moderhinke als Zweiterreger in Kombination mit D.nodosus auf. Der Keim ist äußerst widerstandsfähig gegen Umweltfaktoren, lediglich unter Sauerstoffzutritt stirbt der Keim rasch ab. Folgende Eigenschaften sind charakteristisch:
- Gramnegatives, anaerobes Bakterium: stirbt unter Luftzutritt rasch ab, unter Luftabschluss: optimale Wachstumsbedingungen
- Vorschädigung durch D.nodosus notwendig, damit er krankmachend wirkt
In besonders hartnäckigen und fortgeschrittenen Stadien wurden oftmals noch andere Bakterien wie z.B. Spirochaeten, Arcanobacterium pyogenes, Corynebakterien oder coliforme Keime nachgewiesen. In solchen Fällen kann sich das Krankheitsbild dermaßen verschlimmern, dass auch die Haut des Zwischenklauenspaltes mitbetroffen ist und die Erkrankung fast wie ein Zwischenklauenekzem aussieht.
Wodurch wir die Breinierenerkrankung verursacht?
Das Krankheitsbild zeichnet sich aus durch plötzliche Todesfälle bei besonders gut genährten Lämmern, meist bei älteren Mastlämmern.
Das Krankheitsbild zeichnet sich aus durch plötzliche Todesfälle bei besonders gut genährten Lämmern, meist bei älteren Mastlämmern. Manchmal treten diese Todesfälle auch bei intensiv gemästeten Sauglämmern im Alter zwischen 1-2 Monaten auf. Auch bei Ziegen kommt der Erreger dieser Erkrankung vor und wird dort als Enterotoxämie bezeichnet, allerdings bemerkt man bei Ziegen eine Häufung der Todesfälle, die quer durch alle Altersstufen durchgeht und auch die Symptome zeigen sich anders als die der Schafe. So kommt bei der Ziege die charakteristische Erweichung der Niere äußerst selten vor.
Erreger der Breinierenerkrankung:
- Clostridium perfringens Typ D
- Toxine α und ε
Der Erreger ist ein grampositives sporenbildendes und toxinbildendes Bakterium, das für sich allein ein natürlicher Darmbewohner und Fäulniskeim (Saprophyt) im Darm von Schafen und Ziegen.
Auch bei vielen gesunden Tieren ist dieser im Darm nachweisbar. Erst bei abrupten Futterumstellungen auf energie- und eiweißreiche Rationen bzw. unter Stressbelastungen des Magen-Darmtraktes kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung der Toxine dieses Clostridiums und dadurch zur zerstörenden Wirkung auf den Organismus.
Welcher Erkrankungsmechanismus liegt der Infektion mit Cl. perfringens zugrunde?
Breiniere beim Mastlamm bzw. bei Sauglämmern:
Cl. perfringens Typ D kommt natürlicherweise im Darm der Tiere vor und wirkt unter normalen Umständen nicht krankmachend.
Bei sehr kohlenhydratreichen Rationen oder übermäßiger Aufnahme großer Milchmengen kommt es allerdings zu starker Vermehrung dieses Keimes im Darm, da der teilweise unverdaute oder schlecht verdaute Darminhalt eine gute Nahrungsgrundlage für diese Keime bildet. In weiterer Folge kommt es zur Bildung organschädigender Toxine (besonders gefährlich ist das ε-Toxin), die über den Darm in die Blutbahn und so in den Körper aufgenommen werden.
Die Toxine schädigen einerseits Nieren und Leber, bewirken aber auch Ödembildungen im Gehirn durch Schädigung der Kapillargefäße. Generell werden den beiden Toxinen neuro- und hämotoxische Wirkungen zugeschrieben.
Enterotoxämie bei Ziegen:
Bei Ziegen ist der auslösende Faktor meist abrupter Futterwechsel (Umstellung auf energiereiches, rohfaserarmes Futter ohne vorherige Angewöhnung). Auch bei Verdauungsstörungen im Pansenbereich bzw. bei sämtlichen Ursachen, die eine verlängerte Verweildauer des Futterbreies im Darm bewirken (Stoffwechselstörungen, etc.) kann es zu erhöhter Vermehrung der Keime mit verstärkter Toxinbildung kommen. Auch bei Ziegen bewirkt das Toxin des Keimes die Krankheitssymptome. Meist tritt bei Ziegen jedoch eine Mischinfektion auch mit anderen Cl. perfringens Typen (z.B.: Typ C und B / b-Toxin) auf.
Blauzungenkrankheit erreicht Nordeuropa
Im August 2006 wurde die Blauzungenkrankheit (Bluetongue) erstmals in Nordeuropa (Niederlande, Belgien und Deutschland) nachgewiesen. Bislang blieb ihr Auftreten in Europa auf die südlichen Regionen (Zypern, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Südfrankreich) beschränkt. In Österreich konnte die Erkrankung bisher noch nicht festgestellt werden. Die Blauzungenkrankheit ist eine nicht ansteckende, durch stechende Insekten von Tier zu Tier übertragene Viruserkrankung der Schafe, Rinder, Ziegen und Wildwiederkäuer. Für den Menschen gilt sie als ungefährlich.
Infektionswege
Das Virus der Blauzungenkrankheit ist sehr widerstandsfähig. Es gibt verschiedene Virusstämme, die über unterschiedliche krankmachende Eigenschaften verfügen. Träger des Virus sind in erster Linie Schafe und Rinder, seltener Ziegen und Wildwiederkäuer. Blutsaugende Insekten, in erster Linie Culicoides Stechmücken, aber auch Schaflausfliegen übertragen das Virus. Das Auftreten von Erkrankungen steht in direktem Zusammenhang mit dem Insektenflug (Juni bis November). Rinder und Wildwiederkäuer, die Virusträger sind, aber nicht erkranken, sind das Virusreservoir. Die Einschleppung des Virus in freie Regionen kann durch den Handel mit infizierten Tieren oder deren Sperma erfolgen. Es ist aber auch möglich, dass Virus tragende Stechmücken durch den Flugverkehr in Virus freie Regionen verschleppt werden und dann dort Tiere infizieren. Culicoides Stechmücken überleben den Winter in den nördlichen Gebieten Europas normalerweise nicht.
Auswirkungen der Infektion
Das Virus schädigt in erster Linie die Zellen der Körperabwehr und der Blutgefäßwände. Blutungen, Ödeme, Erosionen und Geschwüre an den Schleimhäuten im Maulbereich und der Haut sind die Folge. Die Zeitspanne von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) beträgt zwischen 5 und 12 Tagen. Die Krankheitserscheinungen und die Todesrate sind sowohl von Tierart und deren Rasse als auch vom Virusstamm abhängig. Beim Schaf sind leichte Erkrankungen aber auch schwerste Verlaufsformen möglich. Hohe Todesraten (30%) sind vor allem bei europäischen Schafrassen wie den Merinos zu erwarten. Lämmer sind besonders empfindlich, die Todesrate kann bis zu 90% betragen. Bei Rindern findet meist eine stille Infektion statt, ohne dass sie sichtbar erkranken. Das Virus kann im Blut von Schafen 3 – 4 Wochen, bei Rindern bis zu 8 Wochen nach der Infektion nachgewiesen werden.
Krankheitserscheinungen
Die Entzündung von Schleimhäuten und die Gefäßschädigungen führen zu Blutungen, Ödemen und Blauverfärbungen im Bereich des Maules und der Zunge. Bildung von Geschwüren und abgestorbenen Gewebsbezirken an der Haut und Schleimhaut im Maul, an den Lippen und der Nase. Typisch sind die Ödeme an den Lippen, Augenlider und Ohren. Auch am Unterkiefer kann ein Ödem auftreten. Schaumiger Speichelfluss, seröser bis eitriger Nasenausfluss und krankhafte Veränderungen der Atemwege sind häufig. Infolge von Entzündungen an den
Klauen entsteht Lahmheit.
Erkrankungen mit ähnlichen Krankheitsbildern
Maul- und Klauenseuche, Lippengrind, Moderhinke, Schafpocken, Entzündungen der Maulschleimhaut, Verätzungen.
Bekämpfung
Die Blauzungenkrankheit ist in allen Ländern der EU anzeigepflichtig. Bei Auftreten der Erkrankung werden Schutz- und Überwachungszonen eingerichtet, in denen die dort gehaltenen Wiederkäuer einer amtstierärztlichen Kontrolle unterzogen werden. Die Bekämpfung der die Erkrankung übertragenden Insekten ist von entscheidender Bedeutung.
Link:
Beim Q–Fieber, ausgelöst durch das Bakterium Coxinella Burnetti, dass v.a. durch Zeckenkot übertragen wird, handelt es sich um eine Zoonose.
Geburtshilfe und Nachgeburtsbehandlungen bergen ein hohes Infektionsrisiko – wichtig ist hier, auf Hygiene und Sauberkeit zu achten. Die Übertragung auf den Menschen kann durch Inhalation von erregerhaltigem Staub oder Tröpchen erfolgen sowie durch Kontakt.
Gefährlich kann das Q–Fieber für den Menschen werden, in Österreich ist jedoch derzeit kein Fall eines an Q–Fieber erkrankten Menschen bekannt.
Ende September 2012 wurde die Schmallenberg–Infektion erstmals in Österreichischen Beständen nachgewiesen – eine Kurzinformation über das Virus und weitere Vorgehensweise, erstellt von der AGES, findet sich zum
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